Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Göppingen

RS14: Ortsende Süßen

RS14: Ortsende Süßen © ADFC Göppingen, Dirk Messer

Radschnellverbindung Filstal: Weiterbau mit Tücken, Lücken und einem Treppenwitz

Die Radschnellverbindung von Süßen nach Reichenbach/Fils hat im Oktober einen Sprung nach vorne gemacht. Sie ist dabei aber ins Straucheln gekommen: der neue Abschnitt Süßen / Salach zeigt skurrile Anschlüsse von der Veloroute in die beiden Orte.

Seit Oktober ist am östlichen Ende der geplanten Radschnellverbindung ein knapp 2 km langer Abschnitt zwischen Süßen und Salach für die Radfahrenden nutzbar. Im Westen vor Ebersbach wird das existierende Demonstrationsteilstück mit einer neuen Brücke über die Fils verlängert. Beide Abschnitte werden vom Regierungspräsidium Stuttgart im Namen des Landes umgesetzt. Der dazwischen liegende größte Teil der Verbindung steht im Gegensatz dazu in der planerischen Verantwortung des Landratsamtes. Dazu gehören auch die bereits umgesetzte Fahrradstraße in der Eislinger Wilhelmstraße und die strittige Routenführung in Uhingen.

Süßen / Salach

Am 14.10. wurde vom Regierungspräsidium Stuttgart der erste Abschnitt der zurückgebauten alten B10 zwischen Süßen und Salach dem Verkehr übergeben. Die Bauarbeiten für den zweiten Abschnitt zwischen Salach und Eislingen erfolgen im Anschluss.

Im Rahmen des Rückbaus wird auch ein Abschnitt der Radschnellverbindung (RS14) realisiert. Dazu wurde Anfang Oktober der erste von zwei Bauabschnitten umgesetzt. Analog zur Straße kann nun das 1,8 km lange, neue Stück zwischen dem Tobelkreisverkehr in Süßen und dem Briefzentrum in Salach auf dem RS14 befahren werden.

Leider wurde beim Bau, wie auch schon beim Demonstrationsteilstück, keine parallele Wegeführung für Fußgänger realisiert. Fußgänger sollen nach Angaben des RP den ca. 100 m südlich gelegenen Postweg nutzen. Das Problem ist dabei: es gibt keine Querungsmöglichkeiten für Fußgänger über die Straße und die Radschnellverbindung.

Auch beim Schnellweg selbst gibt es einige Mängel. Diese sind beim neuen Abschnitt dabei aber so skurril, dass man meinen könnte, das Ganze wäre eine Satire. Das Lachen bleibt dann aber irgendwie im Halse stecken und man weiß dann nicht, ob man lachen oder weinen soll. Die Anschlüsse von der Veloroute rein in die Orte sind stark verbesserungswürdig:

Süßen: Erschwertes Abbiegen vom Radweg in die Stiegelwiesenstraße

Foto 1: Die Radschnellverbindung entlang der alten B10 ist in beiden Fahrtrichtungen zu befahren, der Kreisverkehr dagegen nur gegen den Uhrzeigersinn. Dadurch muss in Richtung Stiegelwiesenstraße (und ins Ortszentrum) ein Umweg durch den gesamten Kreisel gefahren werden. Verkehrswidriges Verhalten wird so provoziert. Der kurze Abschnitt nach links bis zur Verkehrsinsel (siehe Bild) könnte problemlos in beiden Richtungen befahren werden können.

Süßen: Anbindung des RS14 über Haydnstraße

Foto 2: Die "AufFAHRT" zur Veloroute gibt dem Begriff “Treppenwitz” eine neue Bedeutung. Man muss das Rad schultern, wenn man aus der Haydnstraße kommt, um den Radschnellweg nutzen zu können. Der Radweg ist für die ausschließliche Nutzung durch Fahrräder gebaut worden. Welchen Zweck hat hier eine Treppe?

Salach: Direkte Anbindung der Hauffstraße 
Foto 3: Anbindung der Velo-Direktroute an die Hauffstraße in Salach erfolgt hier über einen sehr schmalen Weg. Hier ist die Gemeinde Salach gefordert, Abhilfe zu schaffen

Salach: Ausleitung vom Kreisverkehr in die Unterführung der Hauffstraße 
Foto 4: Reif für die Fasnetszeitung: Fußgänger werden auf die Straße geleitet und Radfahrende auf den Gehweg!

Salach: Ausleitung vom Kreisverkehr in die Hauptstraße und Anbindung der Ortsmitte 

Foto 5: Auch die zweite direkte Anbindung von Salach, in die Hauptstraße, endet für Radfahrende unglücklich. Auch hier sollte die Gemeinde bis zur Freigabe des RS14 eine Lösung aufzeigen. Zudem ist die Fahrradfurt auf der Verkehrsinsel zu eng für eine Velo-Direktroute, wenn im Begegnungsverkehr nicht der Bereich der Fußgänger auf der Insel mitbenutzt werden soll.

Bis zur Freigabe der kompletten Veloroute auf der zurückgebauten Bundesstraße sind noch ein paar Monate Zeit. Bis dahin sollte es möglich sein, die groben Schnitzer des Regierungspräsidiums zu beseitigen und für Salach darüber hinaus eine Perspektive zu entwickeln, wie die Gemeinde besser an die Radschnellverbindung angebunden werden kann.

Uhingen

Uhingen macht es den Radfahrende seit langer Zeit schwer. Vollmundigen Absichtserklärungen, was in Uhingen für den Radverkehr gemacht werden soll, denen keine Taten folgen, die Verleihung des "silbernen Pannenflicken" für eine „indiskutable Radverkehrsführung mit reichlich Unfallpotential" im Jahr 2021 und aktuell das Trauerspiel um den Ausstieg bei der Beteiligung an der Gemeinschaftsaufgabe "Radschnellverbindung Filstal" machen die Radlerinnen und Radler fassungslos. Dennoch gibt es Bürgerinnen und Bürger, die den Frust in positive Energie umwandeln und sich Gehör verschaffen.

Am 11.10.2023 hatte der Uhinger Gemeinderat entschieden, die Vorplanung für die Radschnellverbindung auf der Basis der vom Landkreis vorgeschlagenen Trasse mehrheitlich abzulehnen. Daran haben am Jahrestag viele Uhingerinnen und Uhinger durch eine Fahrraddemo erinnert. Sie wollten mit der Aktion ihre Vertreter im Gemeinderat dazu auffordern, dass die Stadt Uhingen mit dem Landratsamt und dem Landesverkehrsministerium die Gespräche wieder aufnimmt.

 

Ebersbach

Am westlichen Rand von Ebersbach kann man im Anschluss an das Demonstrationsstück den Weiterbau der Velo-Direktroute schon erkennen. Hier soll mit einer neuen Brücke die Fils überquert werden.

Das Landratsamt schreibt dazu auf der Webseite zur Radschnellverbindung: "Das Land Baden-Württemberg baut mit Fördermitteln des Bundes einen weiteren Abschnitt der Radschnellverbindung RS14 im Filstal zwischen Reichenbach an der Fils und Ebersbach an der Fils. Die Planung und die Realisierung der Radverkehrsmaßnahme haben das gemeinsame Straßenbauamt der Landkreise Esslingen und Göppingen übernommen.

Der Streckenabschnitt schließt an das bereits realisierte Demonstrationsteilstück des Radschnellwegs bei der Kläranlage in Ebersbach an. Bereits seit Anfang September 2024 sind erste Vorbereitungsarbeiten für den rund 800 m langen Streckenabschnitt und die neue Filsbrücke zu sehen. Die neue Fuß- und Radbrücke wird westlich der Querspange Ebersbach-West die Fils überspannen und auf den Bestandsradweg südlich der Fils geleitet."

Neue Chancen 

Gemeinsam mit den neuen 1,8 km zwischen Süßen und Salach, dem bereits im September 2021 freigegebenen Demonstrationsteilstück zwischen Reichenbach und Ebersbach und der Fahrradstraße in der Wilhelmstraße in Eislingen, sind nun ca. 4 km Radschnellweg im Kreis Göppingen befahrbar - und vor allem erfahrbar! Radfahrende haben nun an mehreren Stellen im Landkreis die Möglichkeit, den Komfort einer Velo-Direktroute kennenzulernen. Menschen, die nicht Rad fahren können oder wollen, wird dagegen gezeigt, dass auf einer Radschnellverbindung nicht schneller gefahren wird als in einer normalen Wohnstraße, was wiederum Vorurteile abbauen kann.

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