Quo vadis Radfahrer?

Sicher ist es der einen oder dem anderen aufgefallen, dass im August bereits auf den Radwegschildern im Filstal der Hinweis auf Ulm überklebt wurde.

Ich hatte mich damals an das Landratsamt Göppingen gewandt und nach dem Grund gefragt. Im LRA wusste man davon noch gar nichts und musste erst mal selbst nach dem Auftraggeber fahnden. Schließlich konnte das Regierungspräsidium ermittelt werden, und auch der Grund wurde in Erfahrung gebracht: Durch den ausstehenden Radwegebau zwischen Ortsausgang Geislingen und der Schimmelmühle gibt es in diesem Bereich keinen, dem Standard des Radnetz Baden-Württemberg entsprechenden Radweg.

Ich war Anfangs noch humorlos und habe dagegen protestiert, konnte aber dann doch nicht anders, als dieses Vorgehen auch für Baustellen vorzuschlagen die den Autoverkehr betreffen. Statt auf der B10 Umleitungen auszuweisen und Baustellenampeln aufzustellen – einfach die Richtungspfeile zukleben und gut ist das. Sie wollen nach München? Dann kommen sie einfach in einem halben Jahr wieder!

Tatsächlich habe ich dann eine Umleitungsstrecke für die etwa 2 km vorgeschlagen, mit dem Hinweis, dass bei einer explizit als Umleitung ausgeschilderten Strecke sicher jeder Verständnis hat, wenn der Standard des Radnetzes mal nicht eingehalten wird. Zudem habe ich darauf hingewiesen, dass es keinen Sinn macht Ulm zuzukleben, aber Amstetten offen zu lassen. Das Ergebnis war klar: Es kam ein Dank zurück mit der Antwort, dass die Umleitung leider nicht gemacht werden kann, dass aber der Trupp noch mal losgeschickt werden würde, um auch Amstetten zuzukleben.

Ich war zugegeben frustriert und habe darauf gar nicht mehr geantwortet, wurde dann aber von der Geislinger Zeitung zu einer Stellungnahme gebeten. Ich weiß nicht, ob man im RP die GZ liest, aber: vor etwa 2 Wochen habe ich in Geislingen dann wieder einen Mitarbeiter der Beschilderungsfirma gesehen. Er war ganz offensichtlich begeistert, jetzt zum dritten Mal die Schilder abzufahren und seine, erst kürzlich geklebten roten Balken wieder abzupopeln.

Wenn man damit so viel Freude machen kann, ist doch speziell in der Vorweihnachtszeit nichts gegen eine Verwendung von Steuergeldern in dieser Art für Radfahrer einzuwenden.

Übrigens wurde kürzlich im Gemeinderat Geislingen die Planung zum Lückenschluss des Radwegs besprochen. Die Planung sieht vor, den Weg vom Ortsende Geislingen, an der Friedhofsmauer unterhalb der Böschung zur B10 zu führen. Am Ende des Friedhofs steigt der Weg dann auf das Niveau der B10 an und führt bis zur Schimmelmühle parallel zur Bundesstraße, abgetrennt durch eine Leitplanke und einen 75 cm breiten Grünstreifen. Der Weg selbst soll 2,5 m breit werden. Die weiteren Zeitplanung sieht den Bau so vor, dass eine Inbetriebnahme Ende 2023 möglich ist. Es wurde hier eine recht teure Variante gewählt, weil die Alternativen nicht mit dem Gewässerschutz zu vereinbaren sind. Der ADFC begrüßt den Neubau, wir hoffen das sich aus bestehenden Abhängigkeiten mit Baumaßnahmen an der B10 nicht noch Verzögerungen ergeben.

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