Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Göppingen

Göppinger Straße in Eislingen. Teil der 4-spurigen sog. "Nordverbindung" © ADFC Göppingen

Diskussion um Radschnellweg - eine Chance für das Filstal

Reaktionen auf den Offenen Brief des ADFC Göppingen zum Radschnellweg auf der Nordverbindung

Der ADFC Göppingen hat im April 2016 einen "Offenen Brief" zur Situation an der sogenannten Nordverbindung zwischen Göppingen und Eislingen veröffentlicht. Wir schlagen darin den Bau einer Radschnellverbindung auf der 4-spurigen Landesstraße vor.

Die Reaktionen lassen darauf schließen, dass wir mit unserem Vorschlag den Vorstellungen vieler Menschen in den beiden Städten entsprechen. Positive Rückmeldungen kamen von Anwohnern, die zunehmend über Verkehrslärm und die hohen gefahrenen Geschwindigkeiten klagen, aber auch – für den ADFC erfreulich – aus Parteien, sowie den Eislinger und Göppinger Verwaltungen.

In Eislingen sprechen sich OB Heininger und die SPD-Gemeinderatsfraktion für die Lösung aus. Auch die örtliche CDU gewinnt dem ADFC-Vorschlag Positives ab. Zustimmende Reaktionen erreichen den ADFC von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN aus Göppingen und Eislingen. Und auch von der Göppinger Verwaltung erhielten wir einen Brief mit der Aussage, dass man der Idee positiv gegenüberstehe.

Bundesweit sind Radschnellwege ebenfalls ein hochaktuelles Thema der Verkehrspolitik. Am 30. Mai 2016 trafen sich in Berlin auf Einladung des ADFC 120 Parlamentarier, Verbände- und Unternehmensvertreter in der Landesvertretung des Saarlandes.

Der deutsch-niederländische Architekt Stefan Bendiks stellte dabei das hohe Potential von Radschnellverbindungen zur Entlastung von staugeplagten Straßen dar. Er sagte "Wir wissen, dass ein Drittel des Staus auf Autobahnen aus lokalem Verkehr besteht. Diese lokalen Fahrten können auch Radschnellwege aufnehmen." 300 Kilometer Radschnellwege gibt es in den Niederlanden schon, 600 weitere Kilometer sind in Planung. In Deutschland sind es nur zwischen 10 und 40 Kilometer, je nach Auslegung des Begriffs. Die Erfolge der Nachbarn sind greifbar: In niederländischen Regionen mit Radschnellwegen fahren 25 Prozent der Berufstätigen mit dem Rad zur Arbeit – in Deutschland sind es nur 11 Prozent. Bendiks: „Deutschland hat jetzt die Chance, die Nachfolgemarke für die weltweit bekannten Deutschen Autobahnen zu entwickeln, die Deutschen Radschnellwege. Denn in den Niederlanden und Dänemark wissen wir: Wenn die Deutschen etwas machen, dann machen sie es richtig gut!"

Dieses Potential sollten auch die Städte und Gemeinde im Filstal nutzen. Der Rückbau der Nordverbindung zwischen Eislingen und Göppingen kann der Einstieg in eine Verlagerung von Autofahrten auf mittleren Distanzen (5 - 15 km) auf das Fahrrad sein.

Ludger Koopmann vom ADFC-Bundesverband meint: "Der Personenverkehr wächst bis 2030 zweistellig weiter – und jeder Bundesbürger steht schon jetzt 38 Stunden im Jahr im Stau. Wenn wir über die Mobilität der Zukunft reden, ist nicht mehr Auto die Lösung, sondern weniger! Radschnellwege sind das Lösungskonzept gegen verstopfte Autobahnen."

Die stärkere Nutzung des Fahrrades im Alltag kann den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und die Hauptverkehrsstraßen auch im Filstal deutlich entlasten. Die Voraussetzung dazu sind aber praxistaugliche, direkte, schnelle und sichere Verbindungen für den Alltagsradverkehr zwischen den Orten entlang der Fils.

In diesem Sinne sollten auch andere Kommunen im Kreis Göppingen Interesse am Anschluss an eine Radschnellverbindung haben. Neben Göppingen und Eislingen hätten auch Süßen, Salach, Faurndau, Uhingen und Ebersbach einen Nutzen an einem durchgängigen Radschnellweg. Auch eine Anbindung von Geislingen würde Sinn machen, denn die teilweise zurückgebaute alte B10 ist Teil des geplanten landesweiten RadNETZ Baden-Württemberg.

Ebenfalls im Rahmen des bereits erwähnten Parlamentarischen Abends des ADFC in Berlin wurde zum Thema Kosten gesagt: "Radschnellwege rechnen sich 5-fach - In der Machbarkeitsstudie für den RS1* wurde ein Return on Invest von 4,8 errechnet. Das bedeutet, dass der rechnerische Nutzen – durch verbesserte Gesundheit und verringerte Unfallzahlen – fast fünfmal so hoch ist, wie die Kosten.  Premiumradwege gibt es nicht zum Nulltarif, aber sie sind im Verhältnis zum konventionellen Straßenbau immer noch günstig."

Die Chancen einer finanziellen Förderung durch den Bund oder das Land steigen je höher die überörtliche und vorbildhafte Bedeutung der geplanten Lösung ist. Der Fils-Radschnellweg wäre ein solches in die Region ausstrahlendes, zukunftsweisendes und innovatives Verkehrsprojekt.

Die Städte und Gemeinde auf der Filsachse sollten sich frühzeitig abstimmen, um "die Gelegenheit beim Schopf zu packen", die sich aus einer Radschnellverbindung für Gesundheit, Umwelt und für die Lebensqualität entlang der Fils ergibt.

Eislingen und Göppingen haben den Aufschlag gemacht. Es liegt nun an den benachbarten Kommunen diesen Ball aufzunehmen.

* RS1: Der Radschnellweg Ruhr entsteht seit 2015 im Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Hamm auf einer Länge von ca. 100 km.

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