Radschnellweg Fils – ein turbulentes Jahr 2020
12,5 % beträgt der kommunale Anteil an den Planungskosten der Radschnellverbindung durch das Filstal. Noch nie waren die Zuschüsse so hoch wie aktuell aber trotzdem sind Geislingen, Kuchen und Gingen aus dem gemeinsamen Projekt ausgestiegen.
Im Sommer haben daraufhin auch Uhingen und Ebersbach einen Rückzieher gemacht – trotz der vollmundigen, öffentlichen Zusage dieses Zukunftsprojekt zu realisieren. Pendeln zum Arbeitsplatz macht im Landkreis Göppingen keine Freude. Nachdem seit Jahren die Bahn immer wieder für Negativschlagzeilen sorgt, soll nun also auch das Radfahren zeitaufwändig bleiben? Die Folge wäre ein weiteres Anwachsen der Autoschlange im täglichen Berufsverkehr.
Danach zumindest sah es im Sommer aus. Dem Landratsamt Göppingen ist es zu verdanken, dass die Aussichten der Radfahrenden im Landkreis auf eine alltagstaugliche Radinfrastruktur keinen Dämpfer bekommen haben.
Mit dem Ausscheiden der drei Gemeinden um Geislingen herum war klar, dass nur noch eine Radschnellverbindung zwischen Ebersbach und Süßen machbar ist. Dadurch reduzieren sich auch automatisch die Kosten für den Bau der verbliebenden Strecke. Nachdem dann aber auch Uhingen und Ebersbach nicht mehr mitmachen wollt, war die Frage wer die Planungskosten trägt. Es war abgemacht, dass die Kommunen entlang der Strecke sich anteilig an den verbleibenden Planungskosten beteiligen sollten. Abzüglich der Zuschüsse von Bund und Land wären das noch ca. 300 000 €. Die Hälfte davon wollte der Landkreis zuschießen, den Rest die Gemeinden entlang an der Strecke.
Der Landkreis springt nun in die Bresche und übernimmt komplett diese Planungskosten. Dem hätte der Kreistag aber wahrscheinlich nicht zugestimmt, wäre die Lösung, welche das Landratsamt gemeinsam mit dem Regierungspräsidium gefunden hat nicht so lukrativ. Beim Bau des geplanten Demonstrationsstücks zwischen Ebersbach und Reichenbach übernimmt das Land noch zusätzlich die Finanzierung einer neuen Brücke, die in Ebersbach erforderlich ist, um im weiteren Verlauf des Radschnellweges die Fils zu überqueren. Ein Angebot dem sich das Gremium nicht verschließen konnte. Das Votum dafür war dann auch dem entsprechend einstimmig!
Zum erwähnten Demostationsstück hat Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gesagt: „Mit diesem Demonstrationsteilstück möchten wir möglichst bald ein Teilstück eines Radschnellwegs für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar machen. Radschnellwege sollen vor allem für Pendlerinnen und Pendler eine schnelle, komfortable, umwelt- und klimafreundliche Alternative zum Auto ermöglichen.“
Mit diesem Teilstück, dessen voraussichtlicher Baubeginn in der ersten Jahreshälfte 2021 liegt, wird nun früher als erhofft ein weiterer Abschnitt (nach dem Auftakt in der Ulmer Straße in Eislingen) der künftigen Radschnellverbindung im Filstal fertig.
Das erwähnte Teilstück zwischen Reichenbach und Ebersbach beginnt am Ortsende in Reichenbach und endet in Ebersbach auf Höhe der Kläranlage. Die 1,3 km lange und parallel zur L 1192 verlaufende Geh- und Radweg soll von 2,5 m auf 4 m ausgebaut werden. In Reichenbach schließt das Demonstrationsstück direkt an die Radschnellverbindung von Stuttgart nach Reichenbach an. Diese Strecke ist eines von drei vom Land Baden-Württemberg geplanten und gebauten Pilotprojekten.
Verkehrsminister Hermann sagte im Rahmen einer Pressemitteilung vom 22.12.2020 zum Demostationsstück: „Der Radschnellweg RS4 vom Filstal ins Neckartal Richtung Stuttgart ist eines der wichtigsten Radverkehrsprojekte im ganzen Land. Es ist gut, dass wir vorankommen“. Das zeigt, dass nicht nur die Strecke am Neckar, sondern auch offensichtlich die an der Fils eine sehr hohe Priorität hat. Diese Vermutung wird bestärkt durch die geschilderten Planungen in Ebersbach, die ohne Unterstützung durch das Land wohl nicht möglich wären. Außerdem wird in der Pressemitteilung deutlich, dass wir uns wohl an eine quasi „amtliche“ Bezeichnung der Radschnellverbindung nach Stuttgart gewöhnen dürfen: RS4.
In Sachen Radschnellweg Fils war es ein turbulentes, gerade zu Ende gegangenes Jahr 2020. Das Jahr war im Landkreis Göppingen geprägt von vielen Aufs und Ab - mit gutem Ausgang. Hoffen wir, dass das neue Jahr weitergeht, wie das alte Jahr geendet hat: mit einer positiven Perspektive fürs Fahrrad.