Auftaktveranstaltung zum "Radschnellweg Fils" im Landratsamt
Erster Abstimmungstermin zum geplanten Radschnellweg Fils im Landratsamt
Nachdem der ADFC Göppingen im April 2016 mit einem "Offenen Brief" die Diskussion um einen Radschnellweg im Filstal in Gang gebracht hatte, nahm sich das Landratsamt schnell dem Thema an und versprach, das Zukunftsprojekt koordinierend begleiten zu wollen.
Am 12. Dezember fand nun der angekündigte erste Abstimmungstermin mit den betroffenen Filstalgemeinden statt. Außer den Gemeinden waren das Regierungspräsidium Stuttgart und der Landkreis Esslingen beteiligt. Der ADFC war durch die Kreisverbandsvorstände Dirk Messer und Andreas Posim, sowie durch die Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württemberg, Gudrun Zühlke vertreten.
Die vom Landratsamt organisierte Auftaktveranstaltung brachte damit bereits im ersten Zusammentreffen alle betroffenen Akteure zusammen – sogar über die Kreisgrenzen hinaus. Da im benachbarten Landkreis Esslingen erste Schritte zu einem möglichen Radschnellweg zwischen Stuttgart und Plochingen gemacht wurden, ist es natürlich sehr hilfreich - damit ein nahtloser Übergang möglich wird - frühzeitig die beiden Planungen zumindest an der Kreisgrenze zusammen zu führen.
Der neue Radverkehrszuständige beim Landratsamt Göppingen, Herr Marco Schwab führte die Anwesenden in seinem Vortrag in die Thematik "Radschnellwege" ein und vermittelte Wissenswertes zu Anforderungen, Qualitätsmerkmalen und Zielen. Die sich daraus entwickelnde rege Diskussion leitete Herr Wienecke, Leiter des Amtes für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur im Landratsamt.
Der ADFC wies darauf hin, dass Radschnellwege eine große Chance darstellen, den zunehmenden Autoverkehr auf Kurz- und Mitteldistanzen (bis ca. 15 km) von den Hauptverkehrsstraßen auf diese Fahrrad-Schnellverbindungen zu verlagern. Aus diesem Grund sieht auch inzwischen das Bundesverkehrsministerium im neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 Radschnellverbindungen in Ballungszentren als effektive Maßnahme zur Stauvermeidung auf Bundesfernstraßen an und fördert daher diese Maßnahmen im Jahr 2017 mit 25 Mio. €. Außerdem betonte der ADFC, dass die gewollte Erhöhung des Radverkehrsaufkommens in Kombination mit der gleichzeitigen Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeiten im Radverkehr durch die zunehmende Verbreitung von Pedelecs nicht zu Lasten der Sicherheit von Fußgängern gehen darf. Es muss deshalb zeitnah die Radverkehrsinfrastruktur an die neuen Anforderungen angepasst werden. Radschnellwege sind dazu eine Möglichkeit.
Die Anwesenden waren sich einig, möglichst frühzeitig eine gemeinsame Machbarkeitsstudie durch ein externes Planungsbüro erstellen zu lassen. Da beim Regierungspräsidium bereits die Planungen zum Rückbau der alten Bundestraße 10 in vollem Gange sind, drängt gewissermaßen auch die Zeit. So sollen zwischen Süßen und Eislingen die Rückbauarbeiten bereits 2018 beginnen (siehe blauer Kasten rechts).
Das RadNETZ Baden-Württemberg* sieht im Filstal zwischen Plochingen und Geislingen südlich der Fils, meist auf der Trasse der alten B10 eine durchgängige Verbindung für den Alltagsradverkehr vor. Diese Verbindung wird mit Landesmitteln in besonderem Maße gefördert. Sinnvollerweise sollte die Streckenführung des zukünftigen Radschnellweges und das RadNETZ BW zusammenfallen. Dabei kann es aufgrund örtlicher Gegebenheiten oder aktueller Entwicklungen Abweichungen zwischen beiden Planungen geben. Als Beispiel kann hierzu die Diskussion um eine Radverbindung auf der sogenannten Nordverbindung zwischen Eislingen und Göppingen genannt werden. Im Rahmen der Veranstaltung wurde deutlich, dass die Festlegungen im RadNETZ Baden-Württemberg nicht unverrückbar sind. Wenn sich die Beteiligten einig werden, können Verläufe auch noch korrigiert werden.
Durch die topografischen Gegebenheiten drängen sich generell eine südlich und eine nördlich der Fils gelegene Variante bei der Streckenführung des "Fahrrad-Highways" auf. Der Süßener Bürgermeister Marc Kersting brachte darüber hinaus eine weitere interessante Möglichkeit in die Diskussion ein: seit Jahren werden für einen Ausbau des Schienenverkehrs entlang der Filstalachse Flächen für ein drittes Gleis freigehalten. Durch den Bau der Neubaustrecke zwischen Stuttgart und Ulm wird zukünftig jedoch der Hauptteil der Fernverkehrszüge nicht mehr durch das Filstal rollen. Das Landratsamt wurde daher aufgefordert zu prüfen, ob das freigehaltene 3. Gleis ggf. für einen Radschnellweg zur Verfügung stehen würde.
Diese Variante hat den großen Vorteil, dass hier mit wenig Aufwand durchgängig Radschnellweg-Standards wie Kreuzungsfreiheit, Steigungsarmut und Geradlinigkeit eingehalten werden könnten. Bei den nördlichen und südlichen Optionen müssten in den dichtbebauten Ortslagen immer wieder Kompromisse zwischen den einzelnen Bedürfnissen gemacht werden.
Zum Schluss waren sich die Anwesenden einig, möglichst im März 2017 erneut zusammen zu kommen. In einem von externen Experten geleiteten Workshop sollen dann erste Details erarbeitet werden.
* Detailliertes, landesweites Konzept, das die Ober- und Mittelzentren des Landes entlang definierter Entwicklungsachsen mit alltagstauglichen und sicheren Radwegen verbinden soll